Das Rentenniveau stabilisieren: So lautet eine populäre Forderung. Doch sollten die Sozialbeiträge stärker steigen als ohnehin zu erwarten, würde sich das spürbar auf die deutsche Wirtschaft auswirken, wie eine Prognos-Studie für BDA und vbw zeigt.
Hunderttausende Arbeitsplätze könnten in Deutschland verloren gehen, sollten die Beiträge zu den Sozialversicherungen stärker steigen als bisher.
Ein stärkeres Anwachsen der Beitragssätze – etwa infolge einer Stabilisierung des Rentenniveaus – würde die Lohnzusatzkosten steigen lassen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft schwächen. Gleichzeitig würde der private Konsum gedämpft, während der Staatskonsum – insbesondere durch die steigenden Ausgaben im Gesundheits- und Sozialwesen – nur geringfügig anwachsen würde.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Prognos AG für die Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Darin prognostizieren die Wirtschaftsforscher die Entwicklung der deutschen Wirtschaft in verschiedenen Szenarien – abhängig davon, wie stark die Sozialbeiträge steigen.
Erhöhung der Sozialbeiträge hätte negative Effekte für Beschäftigung
Im „Szenario Kostendynamik“ etwa würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2040 um 120 Milliarden Euro (real) niedriger ausfallen und 600.000 Arbeitsplätze würden verloren gehen. Das Szenario geht davon aus, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber – im Jahr 2040 – Sozialbeiträge in Höhe von 55,5 Prozent tragen müssen – sieben Prozentpunkte mehr als bei der derzeitigen Entwicklung zu erwarten ist. Hintergrund für diesen Anstieg sind ein dauerhaft stabiles Rentenniveau auf dem derzeitigen Niveau von 48 Prozent und schneller steigende Gesundheits- und Pflegeausgaben.
Im „Basisszenario“ entwickeln sich Sozialbeiträge als Folge des demografischen Wandels moderater, steigen gleichwohl deutlich an: auf 48,8 Prozent bis 2040.
Wie würde sich der demografische Wandel auf die Finanzierung der Sozialsysteme auswirken, wenn eine Zunahme der Beitragsätze vermieden werden könnte? Antwort auf diese Frage liefert das „Szenario Konstanz“. In ihm würden die Beitragssätze auf dem heutigen Niveau von etwa 40 Prozent stabilisiert werden – entweder durch eine Begrenzung der Ausgaben oder durch eine vermehrte Steuerfinanzierung der Sozialversicherungen. Das Resultat: Das BIP wäre im Jahr 2040 um etwa 140 Milliarden Euro (real) höher als im Basisszenario.
Demografischer Wandel kommt in nächsten Jahren voll zum Tragen
Von diesen Ergebnissen ausgehend betonen die Autoren der Studie: Jegliches politische Handeln, das die Ausgaben der Sozialversicherungen und damit die Beitragsbelastung weiter nach oben treibt, hätte deutliche negative Auswirkungen auf die künftige Beschäftigungssituation. Eine stärkere Steuerfinanzierung kann die negativen Effekte dämpfen, aber nicht ganz vermeiden.
Dabei ist zu beachten, dass der demografische Wandel erst in den nächsten Jahren in Gänze zum Tragen kommen wird. Wer vor diesem Hintergrund neue Leistungen und Ausgaben – etwa in Form eines höheren Rentenniveaus – verspricht, sollte deren Konsequenzen bedenken.
Zur Studie "Sozialbeitragsentwicklung und Beschäftigung" (PDF)
Autoren:
Dr. Oliver Ehrentraut, Dr. Stefan Moog, Jan Limbers
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Dr. Oliver Ehrentraut
Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung, Partner, Direktor