Wo stehen Schülerinnen und Schüler in Brandenburg bei ihrer Berufswahl? Und wie können sie in diesem Prozess am besten unterstützt werden?
Im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg hat das Prognos-Bildungsteam gemeinsam mit Partnern der Universität Erfurt von 2017 bis 2021 die Aktivitäten der Beruflichen Orientierung (BO-Aktivitäten) evaluiert.
10.000 Schülerinnen und Schüler teilten, wie es ihnen bei der Berufswahl ergeht
Empirisches Kernstück der Evaluation war eine Befragung von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I an 46 ausgewählten Brandenburger Schulen. Über drei Schuljahre wurden Schülerinnen und Schüler gefragt, ob sie schon wissen, was sie nach der Jahrgangsstufe 10 machen wollen und wie sie ihre Kompetenzen (z.B. ihr Wissen über Berufe und die eigenen Stärken) einschätzen. Hierfür wurde auf wissenschaftlich getestete Skalen zurückgegriffen.
In den Schuljahren 2017/2018 und 2018/2019 haben zwischen 9.000 und 10.000 Schülerinnen und Schüler an der Befragung teilgenommen. Im letzten Schuljahr konnten trotz der Corona-Pandemie noch immer gut 5.000 Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Dieser umfassende Längsschnittdatensatz bildete die Grundlage, um zu untersuchen, wo die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Berufswahl stehen und welche Aktivitäten in diesem Prozess besonders förderlich sind.
Evaluationsergebnis: Praxisnähe, Kontinuität und enge Verzahnung von BO-Aktivitäten mit dem Unterricht besonders hilfreich für die Berufswahl
Knapp 70 Prozent aller befragten Schülerinnen und Schüler hatte zu Beginn der zehnten Jahrgangsstufe eine Berufswahlentscheidung getroffen. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass Praxisnähe, Kontinuität und die enge Verzahnung von Aktivitäten der Beruflichen Orientierung mit dem Unterricht wichtige Erfolgsfaktoren für die Berufliche Orientierung sind. Kontinuierlich stattfindende Aktivitäten wie Gespräche mit Eltern oder die Behandlung von beruflichen Themen im Unterricht trugen besonders dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler sich fit für die Berufswahl fühlten. Unter den spezifischen BO-Aktivitäten wurde außerdem der Ansatz des Praxislernens als besonders erfolgreich bewertet. Beim Praxislernen sammeln Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum regelmäßig praktische Erfahrungen im Betrieb. Dazu entwickeln sie in unterschiedlichen Fächern Aufgaben, die sie in den Betrieben lösen und im Unterricht nachbereiten.
Entscheidend waren insgesamt allerdings nicht einzelnen Maßnahmen, sondern das Zusammenspiel unterschiedlicher Elemente, erläutert Julian Lenz vom Evaluationsteam. Mit einer Mischung aus landesweit standardisierten sowie flexiblen Elementen ist das Land Brandenburg aus Sicht der Evaluation grundsätzlich bereits gut in der Beruflichen Orientierung aufgestellt. Flexibilität wird dabei unter anderem auch durch die ESF-geförderte Initiative Sekundarstufe I (INISEK I) gefördert. Diese bieten Schulen die Möglichkeit, Projekte entsprechend schulischen und regionalen Besonderheiten umzusetzen.
Beruflichen Orientierung noch stärker in den Schulalltag integrieren
Weitere Ergebnisse: Der Stellenwert der Beruflichen Orientierung im Schulalltag variiert noch stark zwischen Schulformen und Lehrkräften unterschiedlicher Fächer. Auch waren die durch INISEK I geförderten Aktivitäten, beispielsweise Exkursionen, Talentparcours oder Bewerbungstrainings, teilweise noch eher punktuell angelegt und wurden nicht konsequent vor- und nachbereitet. Gerade mit Blick auf die Bedeutung von Kontinuität und die Verzahnung mit dem Unterricht empfehlen die Autoreninnen und Autoren, die Berufliche Orientierung noch stärker in den Unterricht und Schulalltag zu integrieren und stärker auf zeitlich umfangreiche Projekte zu setzen. Als wichtige Stellschrauben schlägt das Evaluationsteam unter anderem vor, Projekte der Beruflichen Orientierung stärker mit dem Unterricht zu verknüpfen und Lehrkräfte mehr für das Thema zu sensibilisieren, z.B. durch mehr Berührungspunkte zum Thema sowie Methodenbaukäste zur Unterstützung der Lehrkräfte.
Pressemitteilung MBJS (Website MBJS)
Abschlussbericht der Evaluation (PDF, Website MBJS)
Autorinnen und Autoren: Julian Lenz, Johanna Okroi, Kristina Stegner, Dierk Bogena, Lisa-Marie Bröker, Alina Ostkamp
Neuigkeiten aus dem Projekt
Abschlussveranstaltung INISEK I
Am 31. August 2022 stellt Projektleiterin Kristina Stegner die Ergebnisse der „Evaluation der Umsetzung schulischer und außerschulischer Maßnahmen zur Entwicklung von Berufswahlkompetenz in der SEK I“ nochmals im Rahmen der INISEK I Abschlussveranstaltung vor. Bildungsministerin Britta Ernst nimmt an der Veranstaltung in Potsdam teil und wendet sich vor der Ergebnispräsentation mit einem Grußwort an die Zuhörerinnen und Zuhörer.
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Julian Lenz
Projektleiter
Kristina Stegner
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